Lehrpersonenmangel: «Ausnahmeregelungen» werden zur Dauerlösung

Für das kommende Schuljahr zeichnet sich eine weitere Verschärfung des Lehrpersonenmangels ab. Die Bildungsdirektion lässt deshalb erneut Personen ohne Lehrdiplom als Lehrpersonen zu. Damit macht sie die vermeintliche «Ausnahmeregelung» zur Dauerlösung. Um einen weitreichenden Qualitätsabbau an den Schulen zu verhindern, braucht es ein systematisches Monitoring und einen Ausbau der Einführungskurse. Und es muss bei der Revision des Berufsauftrags endlich vorwärts gehen.

Auch für das kommende Schuljahr zeichnet sich ein Lehrpersonenmangel ab. «Auf allen Stufen der Volksschule herrscht ein Mangel an ausgebildeten Lehrpersonen», gab die Bildungsdirektion am Dienstag bekannt. In der Sekundarschule sind sogar mehr Stellen ausgeschrieben als im Vorjahr – der Lehrpersonenmangel verschärft sich also weiter.

Ausnahme wird zur Regel

Die Bildungsdirektion verlängert deshalb die «Ausnahmeregelung», mit der Personen ohne Lehrdiplom als Lehrpersonen eingesetzt werden können – und macht damit die Ausnahme zur Regel. Mehr als 500 Personen ohne Lehrdiplom mussten im Sommer 2022 als Notfall-Lehrpersonen einspringen, um den Schulbetrieb am Laufen zu halten. Durch die Verschärfung des Lehrpersonenmangels dürften es im kommenden Schuljahr noch mehr werden.

«Poldis» sind keine Dauerlösung

Damit erhalten auch im kommenden Schuljahr mehr als 10’000 Kinder im Kanton Zürich nicht den Unterricht durch ausgebildete Lehrpersonen, der ihnen rechtlich zusteht. Denn der Einsatz der sogenannten «Poldis» (Personen ohne Lehrdiplom) ist zwar unbestritten riesig und ausgesprochen wertvoll, wie SP-Kantonsrätin Monika Wicki betont. Aber: «Kurze Einführungskurse können keine vollwertige Ausbildung ersetzen. Deshalb braucht es unbedingt ein systematisches Monitoring und einen Ausbau der Einführungskurse für Personen ohne Lehrdiplom.»

Zusatzbelastung für die Schulen

Hinzu kommt, dass nur 70 der mehr als 500 Personen ohne Lehrdiplom, die vergangenen Sommer als Lehrpersonen eingesprungen sind, zum neu geschaffenen «Sur dossier»-Aufnahmeverfahren an die Pädagogische Hochschule Zürich (PHZH) zugelassen wurden. Wie viele Personen die reguläre, berufsbegleitende Ausbildung an der PHZH aufgenommen haben, ist nicht bekannt. Damit dürften aber wohl mehr als 400 «Poldis» ihren Einsatz am Ende des laufenden Schuljahres bereits wieder beenden müssen. Denn ihre Anstellungen sind auf ein Schuljahr begrenzt. Für sie müssen neue Personen ohne Lehrdiplom gefunden und in den Schulbetrieb eingearbeitet werden. Das belastet die Schulen zusätzlich. Sowohl für Schulleitungen als auch für Lehrpersonen bedeutet das Mehrarbeit. Dafür müssen sie entschädigt werden.

Überfällige Revision des Berufsauftrags

Längst überfällig ist zudem die Revision des Berufsauftrags für Lehrpersonen. Dieser ist entscheidend, um die Ursachen des Lehrpersonenmangels anzugehen und die Situation an den Zürcher Schulen nachhaltig zu verbessern. Erst kürzlich hat Bildungsdirektorin Silvia Steiner die Vorstellung der versprochenen Massnahmen jedoch nochmals verschoben. «Silvia Steiner muss nun bei der Revision des Berufsauftrags endlich vorwärts machen», fordert denn auch Priska Seiler Graf, Co-Präsidentin der SP Kanton Zürich. «Es geht einfach nicht, dass die Bildungsdirektorin sich hier alle Zeit der Welt lässt, während die Schulleitungen, Lehrpersonen und Schüler:innen längst den Preis dafür bezahlen.»

Ansprechpartner:innen zu diesem Thema

Priska  Seiler Graf

Priska Seiler Graf

Nationalrätin & Co-Parteipräsidentin

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