Und eigentlich ist es ja ein gutes Zeichen: Nachdem sich die freisinnige Bildungspolitik in den letzten Jahren auf die Begrenzung staatlicher Ausgaben beschränkt hat, skizziert dieses Postulat immerhin eine Zukunft, eine Vision für den Kanton Zürich. Und das ist wirklich erfreulich. Nur – auf den zweiten Blick bleibt alles beim Altbekannten: Es geht nicht um eine Neudefinition des Finanzplatzes, der sich nach dem Wohl der Menschen in diesem Kanton ausrichtet, sondern umgekehrt darum, dass sich der Kanton in den Dienst der Finanzakteure stellt und diesen hofiert. So fordert die FDP in einem zweiten zeitgleich eingereichten Postulat vom Regierungsrat sich für Steuersenkungen und moderne Anlagekonstrukte einzusetzen. Entschuldigung, aber für solche Rezepte brauchen wir kein neues Hochschulzentrum – da genügen die alten Reden der Bankrotteure der Finanzkrise!
Wir haben Hochschulen in Zürich – beide mit Weltformat. Nur sind es exakt die heutigen Postulatsteller, die beim letzten Budget beschlossen, die Staatsbeiträge an die Hochschulen zu drosseln. Anstatt von einem neuen Zentrum zu träumen, sollten wir die bestehende Universität mit den finanziellen Mitteln versorgen, die sie benötigt. Das Denken in Alternativen ist an einer klassischen Universität weit besser aufgehoben als in einem fachlich eindimensionalen Hochschulzentrum. Und auf das Denken in Alternativen sind wir angewiesen, gerade in Zeiten der Unsicherheit.
Genausowenig wie man einen Alkoholiker mit Alkohol therapiert, sollten wir den Kanton Zürich noch abhängiger vom Finanzplatz machen. So schön es auch ist, dass die FDP Visionen hat. Aber bei solchen Inhalten gehe ich mit Helmut Schmidt einig: «Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen».