21.05.2019: 400’000 Frauen hatten Sex gegen ihren Willen – 20 Minuten
29.05.2019: Schaffhausen- Fans erhalten Stadionverbot nach Sexismus-Plakat – Nau.ch
02.06.2019: Jede siebte Mutterschaft führt zur Kündigung – Tages Anzeiger
08.06.2019: „Prüde Bitch“: Wie Journalistinnen sexuell belästigt werden – Tages Anzeiger
Dies sind Schlagzeilen der letzten Wochen. Ich könnte die Liste mit Titeln, bei welchen sexistische Vorfälle aufgegriffen werden, noch eine Weile fortführen. Schlimmer aber noch ist: Das sind nur eine Handvoll Titel in Zeitungen. Alles weitere, was wir Frauen sonst tagtäglich an Sexismus miterleben müssen, wird hier nicht aufgegriffen.
Heute ist der nationale Frauenstreiktag. Und den haben wir bitter nötig. Obwohl seit 1981 die Gleichstellung in unserer Verfassung verankert ist, sind wir noch weit davon entfernt. Wie kann es sein, dass die Gleichstellung zwischen Männern und Frauen seit 39 Jahren in der Verfassung geschrieben steht und Jahr für Jahr dagegen verstossen wird? Verstossen wir sonst gegen das Gesetz oder die Verfassung, gibt es strafrechtliche Konsequenzen. Beim Artikel für Gleichstellung gilt das oftmals nicht.
Nicken und lächeln
Seit ich mich erinnern kann, wurde mir von meinem Umfeld beigebracht, herzlich, brav, still und zurückhaltend zu sein. Und immer zu lächeln. Immer fröhlich sein, lieber nicken als widersprechen. Doch wie kann ich fröhlich sein, wenn ich diese Ungerechtigkeiten in der Gesellschaft sehe? Wie kann ich still bleiben, wenn ich eine andere Meinung habe? Wie soll ich mich zurückhalten, wenn mich die Diskriminierung an Frauen extrem wütend macht?
Ich komme aus dem Sportbereich und spiele Fussball seit ich mich erinnern kann. Anfangs störte es mich nicht, dass ich das einzige Mädchen im Dorf war, das dem Fussballclub beitrat. Doch je länger je mehr wurde mir aufgezeigt, dass ich nicht richtig dazugehörte und es durch mich einen Mehraufwand für den Club gab. Noch immer ist es so, dass nicht jedes Mädchen Fussball spielen kann, weil es angeblich keinen Platz für Mädchen habe – obwohl dann in den Clubs 15 Juniorenmannschaften Platz finden.
Du schiesst wie ein Mädchen!
Ich spielte Fussball, weil ich den Sport liebe. Doch auf dem Fussballplatz findet sich so viel Machismo zusammen, gewisse Sprüche verschlagen einem die Sprache. „Geh zurück an den Herd“, „du schiesst wie ein Mädchen“, „Mädchen haben hier nichts verloren“, „Benimm dich nicht so männlich“ waren Dinge, die ich oft anhören musste. Noch immer ist es so, dass man Mädchen als Fussballerinnen nicht ernst nimmt, nicht richtig trainiert, ihnen nichts zutraut. Und das zieht sich auch ins Erwachsenenalter über.
Ein Paradebeispiel hierfür ist die Verleihung des Ballon d’Or. Erstmals wurde letztes Jahr neben dem besten Fussballer die beste Fussballerin ausgezeichnet. Ada Hegerberg erhielt den Preis und nahm ihn entgegen. Anstatt ihr zu gratulieren und ihre Leistung anuzerkennen, fragte der Moderator sie, ob sie twerken könne. Twerken, was absolut nichts mit Fussball, nichts mit ihrem Talent zu tun hat, sondern in diesem Kontext nur mit der Objektivierung einer Frau, welche ihren Körper zur Schau stellen sollte. Nicht einmal nach dem Aufschrei war dem Moderator bewusst, dass diese Frage nicht nur deplaziert war, sondern dass er die erstgewählte, weltbeste Fussballerin, völlig abwertete und ihr und allen anderen Fussballerinnen und Frauen den Abend ruinierte.
Ich bin wütend. Und ich habe nicht vor, diese Wut zu unterdrücken und mir von Männern weiterhin sagen zu lassen, dass ich lächeln sollte.
Ich habe diese Objektivierungen satt. Wir Frauen sind nicht nur unsere Körper und unser Aussehen und wir wollen in unseren Leistungen anerkennt und respektiert werden. Wir wollen weder in Filmen, noch in Werbungen noch in der Arbeitswelt noch sonst wo im Alltag auf unser Äusseres reduziert werden. Wir wollen ernst genommen werden als gleichwertige Mitglieder unserer Gesellschaft.
Ich bin wütend. Und ich habe nicht vor, diese Wut zu unterdrücken und mir von Männern weiterhin sagen zu lassen, dass ich lächeln sollte. Ich habe vor für Gleichberechtigung einzustehen und dafür zu kämpfen.
Es ist lange schon bekannt, dass Frauen im Schnitt weniger Lohn bekommen als Männer und dass dies nicht aufgrund von Leistung oder Position erklärt werden kann. Lohndiskriminierung aufgrund des Geschlechts ist ein Fakt in der Schweiz. Und da frage ich mich: Wieso greift der Staat nicht ein? Wieso wird dies unbeeindruckt weitergeführt? Das macht mich wütend.
Es ist auch kein Geheimnis, dass es viel weniger Frauen als Männer in Führungspositionen oder Kaderstellen gibt, obwohl mehr Frauen einen universitären Abschluss erlangen. Und dann wird argumentiert, dass es sich nicht ums Geschlecht handle, sondern einfach die kompetentere Person engagiert werde. Das geht so einfach nicht auf! Auch das macht mich wütend.
Care-Arbeit, wie beispielsweise Hausarbeit oder Betreuung von älteren Personen, wird in den meisten Fällen von Frauen ausgeführt und nicht entlöhnt. Extrem viele Frauen leisten gratis Arbeit und erhalten nicht die mindeste Wertschätzung von der Öffentlichkeit. Das macht mich wütend.
Dass nur Mütter einen einigermassen angemessenen Mutterschaftsurlaub haben, während Männer keine Elternzeit bekommen, ist ungerecht. Ungerecht, weil die Mutter aus der Arbeitswelt gedrängt wird und ungerecht, weil der Vater keine Zeit mit seinem Kind verbringen kann. Das macht mich wütend.
Und nachdem Frauen ihr Leben lang weniger verdient haben, werden sie auch noch im Alter diskriminiert, weil sie weniger Rente erhalten, obwohl sie ihr Leben lang unzählige Stunden unbezahlter Arbeit verrichten haben. Ältere Frauen verarmen hier bei uns in der Schweiz. Das macht mich nicht nur wütend, sondern auch traurig.
Politik und Wirtschaft müssen aktiv werden
Diese Spirale – zu wenig Vertrauen, zu wenig Aufstiegschancen, zu wenig Lohn, Verdrängung in den privaten Raum, zu wenig Rente – kann so nicht fortgeführt werden. Diese Art von Ungleichheit muss von der Politik und von der Wirtschaft angegangen werden.
Heute ist der Tag, an welchem wir zusammen wütend sein können und diese Wut in eine Energie packen – in den heutigen Streik, welcher der Politik Druck macht. Zusammen mit Solidarisierenden können wir auf diese sexistische Struktur aufmerksam machen und uns dagegen wehren.
Viele Formen von Diskriminierung haben sich in unser alltägliches gesellschaftliches Leben eingeschlichen hat. Weil es so oft passiert, ist es okay, wenn ein männlicher Gast der Serviererin an den Hintern fasst. Es ist normal, dass wir uns immer wieder anhören müssen, dass Frauen emotionaler und deshalb weniger rational sind. Es ist normal geworden, dass wir im Ausgang angegrabscht werden. Es ist normal geworden, dass unsere Meinungen weniger ernst genommen werden. Es ist normal geworden, dass wir Mädchen beibringen, „herzig“ und unauffällig zu sein und immer brav zu nicken, während wir Jungs lehren, stark, selbstbewusst und aktiv zu sein. Es ist normal geworden, dass 20 Minuten von Frauen schreibt, welche Sex gegen ihren Willen hatten, anstatt offen und ehrlich von Vergewaltigung zu sprechen.
Wir nicken nicht mehr, wir wehren uns.
All diese Normen möchte ich nicht so akzeptieren. Ich möchte nicht von Männern belehrt werden, mehr „Spass zu verstehen“ oder es „locker zu nehmen“, wenn ich dumm angemacht werde. Ich möchte nicht, dass man mir vorschreibt, wann ich herzlich und wann ich wütend sein darf. Ich möchte als selbstständiges Individuum wahrgenommen werden.
Heute sagen wir nein zu diesen Erwartungen, Stereotypisierungen und Strukturen. Wir stehen gemeinsam hier, um uns gegen jegliche Arten von Diskriminierung zu wehren! Um die Politik aufzufordern, Massnahmen zu ergreifen! Und um die Menschen dazu zu bewegen, Männer und Frauen gleichzubehandeln.
Wie bereits im Jahr 1991 sagen wir heute Nein. Und zwar laut und auf der Strasse. Wir sagen Nein, genug ist genug. Wir nicken nicht mehr, wir wehren uns. Heute zeigen wir auf: Wenn Frau will, steht alles still!
Seit ich mich erinnern kann, wurde mir von meinem Umfeld beigebracht, herzlich, brav, still und zurückhaltend zu sein. Und immer zu lächeln. Immer fröhlich sein, lieber nicken als widersprechen. Doch wie kann ich fröhlich sein, wenn ich diese Ungerechtigkeiten in der Gesellschaft sehe? Wie kann ich still bleiben, wenn ich eine andere Meinung habe? Wie soll ich mich zurückhalten, wenn mich die Diskriminierung an Frauen extrem wütend macht?
Ich komme aus dem Sportbereich und spiele Fussball seit ich mich erinnern kann. Anfangs störte es mich nicht, dass ich das einzige Mädchen im Dorf war, das dem Fussballclub beitrat. Doch je länger je mehr wurde mir aufgezeigt, dass ich nicht richtig dazugehörte und es durch mich einen Mehraufwand für den Club gab. Noch immer ist es so, dass nicht jedes Mädchen Fussball spielen kann, weil es angeblich keinen Platz für Mädchen habe – obwohl dann in den Clubs 15 Juniorenmannschaften Platz finden.
Du schiesst wie ein Mädchen!
Ich spielte Fussball, weil ich den Sport liebe. Doch auf dem Fussballplatz findet sich so viel Machismo zusammen, gewisse Sprüche verschlagen einem die Sprache. „Geh zurück an den Herd“, „du schiesst wie ein Mädchen“, „Mädchen haben hier nichts verloren“, „Benimm dich nicht so männlich“ waren Dinge, die ich oft anhören musste. Noch immer ist es so, dass man Mädchen als Fussballerinnen nicht ernst nimmt, nicht richtig trainiert, ihnen nichts zutraut. Und das zieht sich auch ins Erwachsenenalter über.
Ein Paradebeispiel hierfür ist die Verleihung des Ballon d’Or. Erstmals wurde letztes Jahr neben dem besten Fussballer die beste Fussballerin ausgezeichnet. Ada Hegerberg erhielt den Preis und nahm ihn entgegen. Anstatt ihr zu gratulieren und ihre Leistung anuzerkennen, fragte der Moderator sie, ob sie twerken könne. Twerken, was absolut nichts mit Fussball, nichts mit ihrem Talent zu tun hat, sondern in diesem Kontext nur mit der Objektivierung einer Frau, welche ihren Körper zur Schau stellen sollte. Nicht einmal nach dem Aufschrei war dem Moderator bewusst, dass diese Frage nicht nur deplaziert war, sondern dass er die erstgewählte, weltbeste Fussballerin, völlig abwertete und ihr und allen anderen Fussballerinnen und Frauen den Abend ruinierte.
Ich bin wütend. Und ich habe nicht vor, diese Wut zu unterdrücken und mir von Männern weiterhin sagen zu lassen, dass ich lächeln sollte.
Ich habe diese Objektivierungen satt. Wir Frauen sind nicht nur unsere Körper und unser Aussehen und wir wollen in unseren Leistungen anerkennt und respektiert werden. Wir wollen weder in Filmen, noch in Werbungen noch in der Arbeitswelt noch sonst wo im Alltag auf unser Äusseres reduziert werden. Wir wollen ernst genommen werden als gleichwertige Mitglieder unserer Gesellschaft.
Ich bin wütend. Und ich habe nicht vor, diese Wut zu unterdrücken und mir von Männern weiterhin sagen zu lassen, dass ich lächeln sollte. Ich habe vor für Gleichberechtigung einzustehen und dafür zu kämpfen.
Es ist lange schon bekannt, dass Frauen im Schnitt weniger Lohn bekommen als Männer und dass dies nicht aufgrund von Leistung oder Position erklärt werden kann. Lohndiskriminierung aufgrund des Geschlechts ist ein Fakt in der Schweiz. Und da frage ich mich: Wieso greift der Staat nicht ein? Wieso wird dies unbeeindruckt weitergeführt? Das macht mich wütend.
Es ist auch kein Geheimnis, dass es viel weniger Frauen als Männer in Führungspositionen oder Kaderstellen gibt, obwohl mehr Frauen einen universitären Abschluss erlangen. Und dann wird argumentiert, dass es sich nicht ums Geschlecht handle, sondern einfach die kompetentere Person engagiert werde. Das geht so einfach nicht auf! Auch das macht mich wütend.
Care-Arbeit, wie beispielsweise Hausarbeit oder Betreuung von älteren Personen, wird in den meisten Fällen von Frauen ausgeführt und nicht entlöhnt. Extrem viele Frauen leisten gratis Arbeit und erhalten nicht die mindeste Wertschätzung von der Öffentlichkeit. Das macht mich wütend.
Dass nur Mütter einen einigermassen angemessenen Mutterschaftsurlaub haben, während Männer keine Elternzeit bekommen, ist ungerecht. Ungerecht, weil die Mutter aus der Arbeitswelt gedrängt wird und ungerecht, weil der Vater keine Zeit mit seinem Kind verbringen kann. Das macht mich wütend.
Und nachdem Frauen ihr Leben lang weniger verdient haben, werden sie auch noch im Alter diskriminiert, weil sie weniger Rente erhalten, obwohl sie ihr Leben lang unzählige Stunden unbezahlter Arbeit verrichten haben. Ältere Frauen verarmen hier bei uns in der Schweiz. Das macht mich nicht nur wütend, sondern auch traurig.
Diese Spirale – zu wenig Vertrauen, zu wenig Aufstiegschancen, zu wenig Lohn, Verdrängung in den privaten Raum, zu wenig Rente – kann so nicht fortgeführt werden. Diese Art von Ungleichheit muss von der Politik und von der Wirtschaft angegangen werden.
Heute ist der Tag, an welchem wir zusammen wütend sein können und diese Wut in eine Energie packen – in den heutigen Streik, welcher der Politik Druck macht. Zusammen mit Solidarisierenden können wir auf diese sexistische Struktur aufmerksam machen und uns dagegen wehren.
Viele Formen von Diskriminierung haben sich in unser alltägliches gesellschaftliches Leben eingeschlichen hat. Weil es so oft passiert, ist es okay, wenn ein männlicher Gast der Serviererin an den Hintern fasst. Es ist normal, dass wir uns immer wieder anhören müssen, dass Frauen emotionaler und deshalb weniger rational sind. Es ist normal geworden, dass wir im Ausgang angegrabscht werden. Es ist normal geworden, dass unsere Meinungen weniger ernst genommen werden. Es ist normal geworden, dass wir Mädchen beibringen, „herzig“ und unauffällig zu sein und immer brav zu nicken, während wir Jungs lehren, stark, selbstbewusst und aktiv zu sein. Es ist normal geworden, dass 20 Minuten von Frauen schreibt, welche Sex gegen ihren Willen hatten, anstatt offen und ehrlich von Vergewaltigung zu sprechen.
Wir nicken nicht mehr, wir wehren uns.
All diese Normen möchte ich nicht so akzeptieren. Ich möchte nicht von Männern belehrt werden, mehr „Spass zu verstehen“ oder es „locker zu nehmen“, wenn ich dumm angemacht werde. Ich möchte nicht, dass man mir vorschreibt, wann ich herzlich und wann ich wütend sein darf. Ich möchte als selbstständiges Individuum wahrgenommen werden.
Heute sagen wir nein zu diesen Erwartungen, Stereotypisierungen und Strukturen. Wir stehen gemeinsam hier, um uns gegen jegliche Arten von Diskriminierung zu wehren! Um die Politik aufzufordern, Massnahmen zu ergreifen! Und um die Menschen dazu zu bewegen, Männer und Frauen gleichzubehandeln.
Wie bereits im Jahr 1991 sagen wir heute Nein. Und zwar laut und auf der Strasse. Wir sagen Nein, genug ist genug. Wir nicken nicht mehr, wir wehren uns. Heute zeigen wir auf: Wenn Frau will, steht alles still!