Ja zur Pflegeinitiative

Wenn wir weiterhin ein gutes Gesundheitswesen von hoher Qualität wollen, braucht es nun mehr als Applaus. Es sind dringend Massnahmen und Investitionen in gute Arbeitsbedingungen für die Pflegenden und in die Aus- und Weiterbildung für den Pflegeberuf nötig. Die Pflegeinitiative ist das richtige Werkzeug dafür.

Schon lange vor der Covid-Pandemie war die Belastung im Pflegeberuf gross und die Arbeitsbedingungen wurden zunehmend unattraktiver. Viele Pflegende verlassen darum schon kurz nach der Ausbildung ihren Beruf wieder – oder sind schlicht aus gesundheitlichen Gründen dazu gezwungen. Denn nicht selten sind durch die physische und psychische Belastung im Berufsalltag ein Burnout, eine Depression oder Angstzustände Realität.

Mehr Personal
Damit wir auch in Zukunft genügend Pflegekräfte haben, welche uns und unsere Angehörigen in guter Qualität betreuen und pflegen, braucht es nun eine Offensive sowohl in die Aus- und Weiterbildung der Pflege als auch in eine genügende Anzahl Pflegepersonen auf den Stationen und Schichten. Nur so sinkt die zunehmende Belastung und die damit zusammenhängende und durch Studien belegte Gefahr von Komplikationen und schwerwiegenden Fehlern in der Pflege und Betreuung von Patient:innen. Nicht nur wird so unnötiges Leid vermieden, es verhindert schlussendlich auch unnötige Kosten in Milliardenhöhe durch vermeidbare, zu lange oder wiederholte Spitalaufenthalte.

Neben der Ausbildungs- und Qualitätsoffensive braucht es aber vor allem auch Massnahmen, um die Pflegefachkräfte im Beruf zu halten und insbesondere Wiedereinsteiger:innen zu gewinnen. Dies bedingt insbesondere die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, denn dies ist in der Pflege aufgrund der Dienstpläne, der Schichtarbeit und vor allem auch den mangelnden Investitionen in die berufsgerechte Kinderbetreuung fast unmöglich.

Mehr Anerkennung
Wer die Freude am Pflegeberuf nicht verlieren soll, braucht endlich mehr Anerkennung für die geleistete Arbeit – und zwar nicht nur ein nettes Klatschen. Anerkennung heisst neben einer angemessenen Lohnentwicklung auch mehr Kompetenzen für die gut ausgebildeten Pflegefachleute; sie sollen als eigenständige Leistungserbinger:innen anerkannt werden und selbständig und ohne Anordnung der Ärzt:innen den ureigenen Leistungsbereich der Pflege, nämlich die Massnahmen der Abklärung, Betreuung, Koordination und Grundpflege, bei der Grundversicherung abrechnen können. Dies steigert nicht nur die Effizienz in der täglichen Pflege und lässt so Kosten sinken, es steigert auch die Attraktivität des Pflegeberufs und das Selbstverständnis der Pflegenden.

Ungenügender Gegenvorschlag
Der Gegenvorschlag reicht hier längst nicht aus. Er zeigt einmal mehr, dass die bürgerliche Mehrheit im National- und Ständerat die Situation im Pflegeberuf und den Fachkräftemangel im Gesundheitswesen immer noch nicht begriffen hat: Das Ziel des Gegenvorschlags zu mehr Investitionen in die Pflegeausbildung und die Möglichkeit der selbständigen Leistungserbringung ist zwar wichtig und ein Teil der Forderung der Initiant:innen. Doch die knappe Milliarde Investition in die Ausbildung ist absolut nicht nachhaltig, wenn junge Pflegefachleute gleich nach der Ausbildung den Beruf wieder verlassen, weil die Arbeitsbedingungen zu schlecht und die tägliche Belastung schlicht zu hoch sind.

Die Forderungen der Pflegeinitiative sind schon lange überfällig. Mit einem JA am 28. November müssen Bundesrat und Parlament endlich auch griffige Massnahmen dafür ergreifen.

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