«Ich weiss, was es heisst, in einem bürgerlichen Umfeld linke Politik zu machen»

Rede von Priska Seiler Graf am Parteitag der SP Kanton Zürich vom 2. April 2022 in Laufen am Rheinfall. Es gilt das gesprochene Wort.

Zuallererst muss ich sagen, wie sehr ich mich freue, euch alle wieder einmal live sehen zu können. Das tut so gut! Auch wenn ich mir unseren Parteitag eher bei milden Frühlingstemperaturen und mich selber im Frühlingskleidchen anstatt mit Winterstiefeln und Wollkappe gekleidet vorgestellt habe, lassen wir uns davon nicht die Stimmung verderben und geniessen den Tag trotzdem. Vielleicht dann halt eher bei Cheminéefeuer und Glühwein.

Auch die Ergebnisse vom letzten Sonntag bei den Kommunalwahlen haben wir uns ehrlicherweise ein bisschen anders vorgestellt, das gebe ich zu. Ja, wir haben Sitze in den Parlamenten verloren, das macht keine Freude. Aber wenn man die Ergebnisse nüchtern analysiert, dann merkt man, dass die Gewinne von 2018 zwar wieder weggeschmolzen sind, aber eben auch nicht mehr. Der Abwärtstrend wurde gestoppt, wir sind in der Konsolidierungsphase, wenn auch auf zu tiefem Niveau. Damit dürfen wir uns nicht zufriedengeben.

Ganz anders sieht die Bilanz dafür in den Exekutiven aus. Hier haben wir erfreulich zugelegt! Man vertraut uns Regierungen an und traut uns die dafür nötige Kompetenz und Verantwortung auch zu. Darauf können wir aufbauen und das spornt an! Die SP steht als einzige Partei für ökologische, soziale und wirtschaftliche Nachhaltigkeit. Bei uns stehen die Menschen im Zentrum. Wir übernehmen gerne Verantwortung und wollen mitgestalten.

In den Exekutiven konnten wir zulegen. Das zeigt: Die Bevölkerung traut uns das Regieren zu. Darauf bauen wir auf.

Das ist auch der Grund, warum ich sehr gerne in den Regierungsrats-Wahlkampf steigen möchte, sofern Ihr mich nominiert.

In meinen über 20 Jahren aktiver Politik durfte ich verschiedene Funktionen ausüben, auf allen unseren drei Staatsebenen. Dabei lernte ich auch, dass es nichts Langweiliges in der Politik gibt. Sie hat einen direkten Einfluss auf unser Leben. Mehr, als manchen vielleicht bewusst ist.

Aufgewachsen bin ich in der «berüchtigten» Agglo, wie vermutlich ganz viele hier drin. Meine politischen Sporen habe ich mir in meiner Heimatstadt Kloten abverdient und dort auch früh gelernt, was es heisst, SP-Politik in einem bürgerlichen Umfeld zu machen. Das sind sozusagen meine politischen Wurzeln. 10 Jahre durfte ich in der Exekutive tätig sein, das hat mir enorm zugesagt. Ich gebe es zu: Ich bin ein Exekutivtyp. Es gefällt mir, gemeinsam Lösungen zu finden und zu ihnen zu stehen, auch wenn das nicht immer nur angenehm ist. Das bedeutet Verantwortung übernehmen, und das können Sozialdemokrat:innen nachweislich gut!

Ich stehe ein für eine fortschrittliche Agglo-Politik, denn dort geht die Post ab. Viele kleinere und mittlere Städte stehen vor grossen Herausforderungen: Sie müssen gemäss Vorgaben des Kantons 80% des Bevölkerungswachstums aufnehmen. Wie sich Verdichtung anfühlt, kann ich täglich in Kloten beobachten (man kann Verdichtung übrigens baulich sehr gut lösen). Bezahlbarer Wohnraum und genügend Kita-Plätze sind längst nicht mehr nur in Zürich und Winterthur ein Thema. Alle Städte leisten enorm viel für unsere Gesellschaft, sie haben es verdient, vom Kanton die nötige Unterstützung zu erhalten. Dafür möchte ich mich im Regierungsrat einsetzen.

Bezahlbarer Wohnraum und genügend Kita-Plätze sind längst nicht mehr nur in Zürich und Winterthur ein Thema.

Der Kanton Zürich ist ein Vorbildkanton. Alle schauen nach Zürich, auch wenn sie es nicht immer zugeben. Der Kanton Zürich muss daher ein fortschrittlicher Antreiber sein. Trotz Corona-Krise steht der Kanton finanziell gut da, diese Chance sollten wir ergreifen. Wir müssen jetzt die Zukunft gestalten und die nötigen Investitionen leisten in die Kinderbetreuung (und natürlich auch Elternzeit!), in die Bildung und Forschung und die Energiewende. Es gibt hier weiterhin Luft nach oben, verbessern wir die Lebensqualität in unserem Kanton! Dafür möchte ich mich im Regierungsrat einsetzen.

Manchmal kann es als Exekutivmitglied natürlich auch einsam werden. Umso wichtiger ist es, dass die SP eine so starke Bewegung ist und dass es euch, liebe Genoss:innen, gibt. Der Rückhalt in der Partei ist mir enorm wichtig. Dank euch macht Politik immer noch sehr viel Spass, dank euch lassen sich Rückschläge besser wegstecken. Ihr seid die Besten!

Schon immer wollte ich eine gerechtere und sozialere Welt, mich für diejenigen einsetzen, die weniger Glück hatten im Leben als ich. Dies bleibt auch nach all den Jahren in der Politik meine Grundmotivation. Liebe Genoss:innen, es würde mich ausserordentlich freuen, wenn Ihr mich zusammen mit Jacqueline Fehr für die Regierungsratswahlen 2023 nominieren würdet. Die Vorstellung, zusammen mit Jacqueline in den Regierungsrats-Wahlkampf steigen zu können, beflügelt mich enorm.

Gemeinsam packen wir das im 2023. Einfach wird es nicht, aber wir schaffen das, denn wir alle zusammen sind ein unschlagbares Team!

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