Ein Blick in die Privatwirtschaft zeigt deutlich: Millionensaläre und -boni sind noch lange keine Garanten für gute Leistungen – im Gegenteil. Trotz Millionenbezügen hat die CS-Spitze gerade erst ein schier unvorstellbares Mass an Führungsversagen offenbart. Und nicht nur trotz, sondern geradezu geblendet von der Jagd nach immer höheren Boni fuhr die Finanzbranche 2008 die ganze Volkswirtschaft an die Wand.
Die Erkenntnis, dass Millionensaläre volkswirtschaftlich keine besonders vernünftige Sache sind, hat sich seither zumindest auf Bundesebene durchgesetzt. So lagen die Saläre der Chefs von bundesnahen Betrieben wie der SBB (CHF 987’000), der Postfinance (CHF 830’000) oder der RUAG (CHF 780’000) 2018 alle unter einer Million Franken pro Jahr.
Millionensaläre sind eine gefährliche Fehlentwicklung
Auch Serge Gaillard, Direktor der Eidgenössischen Finanzverwaltung, sagte dem Tagesanzeiger kürzlich in einem Interview: «Die oberen Einkommen haben sich von den mittleren entfernt. Eine Fehlentwicklung, die dazu führt, dass Eliten und Kader von der Bevölkerung weniger akzeptiert werden. Ich begrüsse es darum sehr, will der Bundesrat die Löhne bei Betrieben in staatlichem Eigentum unter eine Million Franken bringen.»
Dasselbe fordert die SP mit einer Motion auch für den Kanton Zürich: eine Million ist genug! Gemäss Auskunft des Regierungsrates wären davon eine Person im Kantonsspital Winterthur sowie sieben Personen im Universitätsspital Zürich betroffen. Hinzu kommt eine unbekannte Anzahl Personen bei der ZKB, die sich mit fadenscheinigen juristischen Ausflüchten weigert, ihre Spitzensaläre offenzulegen. Bekannt ist einzig, dass die neun Mitglieder der Generaldirektion zusammen auf mehr als 15 Millionen Franken pro Jahr kommen, der CEO auf mehr als 2 Millionen.
Höchste Zeit für eine Korrektur
Dass staatsnahe Betriebe im Kanton Zürich und gerade die dem Volk gehörende ZKB diese Fehlentwicklung nicht nur mitmachen, sondern damit auch noch weiter verschlimmern, ist in doppelter Hinsicht ein Risiko: Erstens ziehen Millionensaläre nicht zwangsläufig die besten Führungskräfte an, sondern jene, die primär auf ihr eigenes Gehalt schauen. Das ist ein wirtschaftliches Risiko für die Unternehmen selbst, aber auch für den Kanton. Und zweitens verschärfen diese astronomischen Saläre die Kluft zwischen Herr und Frau Zürcher und «ihren» Kaderangestellten. Das schadet nicht nur der Akzeptanz in der Bevölkerung, sondern birgt auch die Gefahr, dass die Bodenhaftung abhandenkommt.
Eine Begrenzung der Spitzensaläre in staatsnahen Betrieben auf eine Million Franken pro Jahr – immerhin noch fast das Dreifache dessen, was ein Regierungsmitglied im Kanton Zürich verdient – ist deshalb ein positiver Beitrag an den gesellschaftlichen Zusammenhalt und sorgt obendrein dafür, dass die kantonalen Unternehmen auf dem Boden der Realität bleiben.
Moralische Bankrotterklärung der rechten Mehrheit
Dass die rechtsbürgerliche Mehrheit im Kantonsrat den Vorstoss heute nicht einmal an den Regierungsrat überweisen wollte, zeigt einmal mehr, dass sie die Interessen einiger weniger Superreicher über die Interessen des Kantons und der breiten Bevölkerung stellt. Für den Kanton ist das eine verpasste Chance zur Korrektur einer gefährlichen Fehlentwicklung. Für die rechtsbürgerliche Mehrheit kommt es einer moralischen Bankrotterklärung gleich.