Aber die Universität ist am wachsen. Bei ihrer Gründung 1833 bildeten sich 161 Studierende an der Universitas Turicensis im Herbstsemester 2010 bereits 25’618; in den letzten fünf Jahren stieg die Studierendenzahl jährlich um durchschnittlich 1,94%. Mehr Studierende brauchen auch mehr Dozierende, mehr Lehrveranstaltungen, mehr Räume. Das heisst auch mehr Unterhalt für mehr Räumlichkeiten, mehr Koordination und Verwaltung und somit auch mehr administratives und technisches Personal – gratis ist das nicht. Die Universität braucht das Mehr an kantonaler Unterstützung, das ihr in Aussicht gestellt wurde und sie steht nun durch San10, auch wenn sie nicht wirklich weniger bekommt als jetzt, unter Sparzwang.
Dieser Sparzwang zeigt sich zum Beispiel darin, dass an der theologischen Fakultät ein Lehrstuhl gestrichen werden muss. Fällt ein Lehrstuhl weg, verschlechtert sich das Betreuungsverhältnis, die Anzahl Studierenden pro Professur. In Zeiten vor Bologna hatte sich die Universität Zürich das Ziel gesetzt ein Verhältnis von 60 Studierenden pro Professur zu erreichen – das Wintersemester 1998/99 betrachtend, in welchem die Rechtswissenschaftlichen Fakultät ein Verhältnis von 118,7:1 aufwies und die Philosophische eines von 88,6:1, ein utopisch anmutendes Ziel, das noch nicht erreicht ist. Das Verhältnis an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät hat sich wohl verbessert, aber nicht genug. 2009 betrug es noch immer 87,4:1. Schlimmer die Situation an der Philosophischen Fakultät, wo das Verhältnis im gleichen Jahr bei 90,4:1 lag. Kommt hinzu, dass Bologna nicht nur Bachelor, Master und ECTS-Punkte brachte, sondern auch mehr Leistungsüberprüfungen. Prüfungen und Arbeiten müssen nicht nur von den Studierenden geschrieben, sondern auch von den Dozierenden vorbereitet, beaufsichtigt, durchgeführt und korrigiert werden. Der für den einzelnen Studierenden aufzuwendender Betreuungsaufwand ist durch Bologna gestiegen, so dass heute von einem idealen Betreuungsverhältnis von 1:40 gesprochen werden muss. Davon ist die Uni Zürich weiterhin weit entfernt. Notwendig wären mehr Lehrstühle und nicht ein durch Sparzwang verordneter Abbau.
Mehr Studierende heisst auch mehr benötigter Raum. Das Kollegiengebäude an der Rämistrasse ist schon lange zu klein, etliche Gebäude rund um die Rämistrasse und die Gebäude auf dem Irchel kamen durch die Jahre hinzu, die Uni ist in verschiedenen Büro- und Wohngebäuden eingemietet, seit 2006 auch in Örlikon. Doch dieser neue „Standort Nord“ hat auch negative Auswirkungen auf die Universität. Damit es möglich ist, von einer Lehrveranstaltung an der Uni Zentrum an eine an der Uni Nord zu wechseln ohne zu spät zu kommen, musste der Stundenplan umgestellt und Pendlerfenster eingeplant werden – ein administrativer Aufwand der kostet. Da jedoch auch ein Zeitfenster von einer halben Stunde nur mit viel Glück ausreicht um mit dem ÖV zu pendeln musste ein Pendelbus eingeführt werden, wiederum ein finanzieller Aufwand. Rechnet man die Mietkosten für all diese angemieteten Gebäude hinzu und hält gleichzeitig fest, dass die Universität Raum belegt, der als dringend benötigter Wohnraum genutzt werden könnte, ist klar: Die Universität Zürich braucht mehr eigene Gebäude. Es besteht ein dringender Investitionsbedarf!
Doch das Bauen eines Gebäude alleine reicht nicht. Ein Gebäude muss unterhalten und nach einigen Jahren auch saniert werden. Der erste Bau auf dem Irchel wurde 1973 begonnen und 1979 fertiggestellt, die zweite Bauetappe begann 1983. Diese Gebäude müssen saniert werden. Auch hier besteht ein dringender Investitionsbedarf, der sich nicht mit dem Sparzwang des Kantons vereinbaren lässt.