Wir ergreifen Partei für eine gute Pflege.

In der Schweiz herrscht Pflegenotstand. Und je länger wir mit Gegenmassnahmen zuwarten, desto schlimmer wird er: Mit jedem Jahr steigt der Pflegebedarf weiter. Mit jedem Jahr bleiben mehr Pflegestellen unbesetzt. Und mit jedem Jahr brennen mehr Pflegende aus und steigen aus dem Beruf aus. Wir müssen jetzt handeln, um die pflegerische Versorgung noch zu garantieren. Applaus allein reicht nicht.

Die Zahl der pflegebedürftigen Menschen nimmt laufend zu. Zum einen werden wir immer älter: Die Zahl der über 65-jährigen Personen verdoppelt sich nahezu innert 15 Jahren (2014 bis 2030). Zum anderen steigt auch der Anteil chronisch und mehrfach Erkrankter stetig.

Gleichzeitig sind aktuell fast 15’000 Pflegestellen in der Schweiz unbesetzt, rund die Hälfte davon sind fehlende Pflegefachpersonen. Und das ist nur die Spitze des Eisbergs. Denn viele Organisationen schreiben ihre offenen Stellen gar nicht mehr aus. Hinzu kommt, dass wir viel zu wenige Pflegefachpersonen ausbilden – rund einen Drittel weniger als benötigt. So fehlen uns bis 2029 nochmals rund 15’000 Pflegefachpersonen.

Über 40 Prozent der Pflegenden verlassen den Beruf zudem frühzeitig. Besonders alarmierend ist dabei, dass mehr als ein Drittel der Pflegefachpersonen zwischen 20 und 24 die Pflege bereits kurz nach dem Berufseinstieg wieder verlässt. All das zeigt unmissverständlich: Der Pflegenotstand ist längst Realität.

Dass im November 2021 die Pflegeinitiative mit grossem Mehr angenommen wurde, ist ein wichtiger erster Schritt. Doch es wird Jahre dauern, bis die Umsetzungsvorlagen vom nationalen Parlament verabschiedet sind und in der Praxis wirken. Um das Pflegepersonal im Beruf zu halten, braucht es deshalb dringend zusätzliche Sofortmassnahmen.

Unser Fünf-Punkte-Plan für die Pflege

1) Zeit für Erholung

Der Schichtalltag in der Pflege ist sowohl körperlich als auch psychisch belastend – und zwar nicht nur in Pandemie-Zeiten. Damit die Pflegenden nicht selber krank werden oder ausbrennen, brauchen sie endlich genügend Erholungszeit.

Dazu gehört z.B., dass sie nicht immer wieder kurzfristig einspringen müssen, eine Reduktion der Wochenarbeitszeit bei gleichem Lohn, die Einhaltung von Pausen und Schichtplanungen oder auch mehr Ferientage.

2) Zeit für Pflege

Gute Pflege braucht Zeit. Wenn immer weniger Pflegende immer mehr Patient:innen mit immer komplexeren Pflegebedürfnissen betreuen müssen, schadet das nicht nur der Qualität der Pflege, sondern auch der Motivation der Pflegenden.

Damit sie ihre Patient:innen fachlich und menschlich gut pflegen können, braucht es genügend Personal. Die Personaldotation muss sich am fachlichen und zeitlichen Bedarf der Patient:innen bemessen.

3) Faire Löhne

Spätestens während der Pandemie wurde für alle sichtbar, wie wichtig und wertvoll die Arbeit der Pflegenden ist. Es ist höchste Zeit, dass sich das auch in ihrer Bezahlung widerspiegelt. Die Löhne in der Pflege müssen endlich auf das Niveau vergleichbarer Berufe angehoben, Schichtzulagen erhöht und kurzfristige Zusatzeinsätze finanziell belohnt werden.

Zudem muss die Altersvorsorge auch bei Teilzeitpensen sichergestellt sein. Aufgrund der hohen Belastung ist ein Vollzeitpensum für viele Pflegende nämlich schlicht nicht zu leisten ist.

4) Angemessene Finanzierung

Die Tarife zur Erbringung der pflegerischen Leistungen sind zu knapp bemessen und beinhalten falsche Anreize, beim Pflegepersonal zu sparen. Der aktuelle Spardruck schadet nicht nur den Pflegenden, sondern auch den Patient:innen.

Egal ob im Spital, in den Pflegeheimen, der Spitex oder der Psychiatrie: Die Finanzierung der Pflegeleistungen muss so ausgestattet werden, dass sowohl gute Arbeitsbedingungen als auch eine bedarfsgerechte Personaldotation finanziert werden können.

5) Mehr Vereinbarkeit

In der Pflege sind unregelmässige Arbeitszeiten, 24-Stunden-Betrieb und Schichtarbeitszeiten, die sich nicht an Bürozeiten orientieren, an der Tagesordnung. Das erschwert die Vereinbarkeit von Beruf, Familie, Betreuungsaufgaben und Privatleben enorm.

Um den Pflegeberuf für Neueinsteigende attraktiver zu machen und bestehende Fachkräfte im Beruf zu halten, müssen wir die Vereinbarkeit des Pflegeberufs mit dem Privat- und Familienleben verbessern – z.B. mit Kita-Zulagen, Inhouse-Angebote für Kinderbetreuung, einer Dienstplanung, welche die Bedürfnisse der Arbeitnehmenden berücksichtigt oder auch der Ermöglichung tieferer Arbeitspensen oder Mittagessen für Kinder in den Betrieben.

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