Tim Guldimann sieht die Schweiz an einem Wendepunkt. Das bisherige Erfolgsmodell ist gefährdet. Und zwar besonders bezüglich dreier Problemkreise: Erstens besteht seit dem 9. Februar eine grosse Vertrauenskrise des Auslands gegenüber der Schweiz. Die vielgerühmte Stabilität der Schweiz wird als gefährdet gesehen. Zweitens übt sich die Schweiz in einer Art „Selbstverzwergung“ und macht sich im europäischen Rahmen kleiner, als sie wirklich ist. Als „Sonderfall Schweiz“ haben wir vom Friedensraum rund um uns herum profitiert, ohne uns zu beteiligen. Dabei sind wir gar nicht besonders, nur anders. Die Abgrenzung der Schweiz von der EU hat deshalb etwas Schizophrenes. Die Schweiz wird als heimlifeisse Rosinenpickerin gesehen. Drittens ist und bleibt das Verhältnis der Schweiz zur EU ungeklärt. Durch die Ablehnung der Personenfreizügigkeit am 9. Februar wurde dieses Verhältnis prinzipiell in Frage gestellt. Wird das Kartoffelprinzip funktionieren? Gehen uns die Augen auf, wenn wir im Dreck stecken? Tim Guldimann glaubt nicht daran, sondern ist der Meinung, dass ein neuer, linksliberaler, Konsens gefunden werden muss als Ausweg aus der Blockierung, damit der Bilateralismus weitergeführt werden kann. Ein Beitritt zur EU liege derzeit nicht im Bereich des Möglichen. Die Delegierten quittierten diese Ausführungen und die anschliessende Diskussion mit einem herzlichen Applaus.
Die Delegiertenversammlung fasste ausserdem die Parolen für die kantonalen Abstimmungen vom 18. Mai 2014. Sie lehnt die Volksinitiative „Keine Alkoholwerbung an Sportveranstaltungen“ ab. Die gesetzlichen Grundlagen genügen bereits heute und eine entsprechende Verordnung ist in Kraft. Es gibt deshalb keinen Grund, der Initiative zuzustimmen.
Die Volksinitiative „Weniger Steuern fürs Gewerbe“ wird von den Delegierten nach einer engagierten Diskussion ebenfalls abgelehnt, obwohl ein Vertreter des Initiativkomitees die Genossinnen und Genossen mit dem Spruch „Bebel statt Bibel“ köderte. Die Delegierten stuften aber die Leistungen, welche die demokratisch verfassten Kirchen mit den Steuergeldern für die Gesellschaft erbringen höher ein als den liberalen Grundsatz der Trennung von Kirche und Staat.
Auskunft erteilt:
Daniel Frei, Präsident SP Kanton Zürich, 079 482 44 03