Zum Ersten muss ich vorausschicken, dass ich nicht zum ersten Mal für Wahlkämpfe Podiumsveranstaltungen zwischen SP KandidatInnen und den Mitbewerbern aus dem bürgerlichen Lager (meistens SVP) organisiere. Dies macht mir meistens viel Spass, ist interessant und man lernt viele Leute kennen.
An dieser Stelle muss ich der SVP doch meinen Respekt zollen: Die Organisation mit ihren KandidatInnen und Wahlteamleitern funktioniert reibungslos, man bekommt Antworten auf die e-mails, die gemeinsamen Inserate werden wie vereinbart gedruckt, die Säle sind tadellos in Ordnung.
Was mich jetzt neu bei den letzten Podien mehr beunruhigt hat, ist die Tatsache, dass vor allem bei den Podien im Zusammenhang mit der Initiative zum Schutz vor Waffengewalt seitens des Publikums sich Auswüchse bemerkbar gemacht haben, welche gelinde gesagt „bizarr“ sind, um nicht zu sagen „rechtsextrem“.
Beispiele gefällig? Am Podium vom 13. Jan. in Wallisellen, sitze ich neben Leuten, welche ständig abfällige Bemerkungen wie „nur ein toter Linker ist ein guter Linker“ oder „sollen aufpassen was sie sagen“ von sich geben.
Einer hatte sogar noch seinen Karabiner dabei (in seinem Waffensack). Später beklagt sich ein anderer Waffensammler in einem Leserbrief im Zürcher Unterländer, dass er vom Gesprächsleiter zuwenig zu Wort kam. Der Gesprächsleiter am Podium vom 13. Januar in Wallisellen war übrigens der Gemeindepräsident von Wallisellen und selber SVP Kantonsrat. Er hatte seinen schwierigen Job als Moderator sehr gut gemeistert – meiner Ansicht nach. Weiter hatte selbiger Waffensammler in seinem gleichen Leserbrief noch die Argumente der Initiativbefürworter als „Beleidigungen“ dargestellt.
Dass Waffensammler und Schützen die Argumente der Waffenschutz-Initiativbefürworter als Beleidigungen auffassen, ist ein Stück weit nachvollziehbar. Zur demokratischen Auseinandersetzung gehört es aber auch, die geäusserte Meinung der Andersdenkenden einmal so stehen zu lassen, auch wenn sie einem persönlich nicht passt.
Weiteres Beispiel: Im nächsten Podium vom 17. Januar in Rorbas regte sich einer auf, dass er seine 12 Gewehre, die er scheinbar dringend für den Schützensport benötigt, registrieren lassen muss. Allerdings ging es in Rorbas gelassener zu als in Wallisellen. Sogar SVP Nationalrat Ulrich Schlüer verwechselte manchmal SP mit SVP und fand, dass Schengen ein gutes Mittel gegen den Waffenmissbrauch darstellte. Dasss sich ein SVP Nationalrat für Schengen aussprach, war eigentlich eine kleine Sensation, nur bemerkte dies im Saal niemand.
Was ich damit sagen möchte? Allmählich muss die SVP aufpassen, welche „Klientel“ sie als Wählerschaft anzieht. Keine Zweifel: Die allermeisten SVP Politiker, mit denen ich es zu tun habe, sind anständig, und wie oben erwähnt, zuverlässig und ehrlich bemüht. Die Gefahr besteht allerdings, dass die SVP von Leuten unterwandert wird, welche ein sehr spezielles Verständnis von Demokratie, Meinungsäusserung und Freiheit haben.