Eröffnet wurde die Delegiertenversammlung von Parteipräsident Daniel Frei. Er betonte, dass die SP eine vielfältige, breit abgestützte und diskursive Partei ist, die interne Diskussionen mit Gelassenheit angehen sollte. Viel interessanter und wichtiger als die interne Kontroverse sei jedoch die Auseinandersetzung mit dem politischen Gegner. „Die bürgerlichen Parteien schnüren gerade ein riesiges Abbaupaket: Sie wollen den Service Public und den Sozialstaat absägen, auch im Kanton Zürich. Fokussieren wir uns auf diese Debatte und setzen wir uns für einen leistungsfähigen und starken Staat ein.“
Als Gastredner rief der St. Galler SP-Ständerat und SGB-Präsident Paul Rechsteiner zum Schlussspurt im Abstimmungskampf zur AHVplus-Initiative auf. Höhere Renten seien dringend nötig, um die laufend steigenden Lebenshaltungskosten auszugleichen. Mit der AHV sei das weit günstiger zu haben als mit jeder anderen Form von Versicherung. „Darum sagen wir: Wer rechnet, stärkt die AHV!“
Tiefere Steuern für 90% der Bevölkerung
Mit ihrer vor wenigen Tagen lancierten Entlastungs-Initiative stiessen die Zürcher JUSOs bei den SP-Delegierten auf grosse Sympathie. Die Initiative will den steuerlichen Freibetrag auf das Existenzminimum anheben und so die Steuern für untere und mittlere Einkommen senken. 90% der Bevölkerung würden davon profitieren, erklärte Nina Hüsser, Co-Präsidentin der JUSO Kanton Zürich – und das ohne finanzielle Einbussen für den Kanton.
„In den letzten Jahren fand eine massive Umverteilung von unten nach oben statt, die Schere zwischen Arm und Reich öffnet sich immer mehr. Mit der Entlastungs-Initiative halten wir hier dagegen“, so Hüsser weiter. Diesem Aufruf folgten die Delegierten: Mit 87 zu 1 Stimmen sprachen sie sich sehr deutlich für die Unterstützung der Entlastungs-Initiative aus.
Parolen für die Abstimmungen vom 27. November
Im Hinblick auf die Abstimmungen im November fassten die Delegierten einstimmig die JA-Parole zur Umsetzung der Kulturlandinitiative im Planungs- und Baugesetz. Jeden Tag werde in der Schweiz eine Fläche von acht Fussballfeldern zugebaut, so Kantonsrat Jonas Erni (Wädenswil). Darum brauche es dringend griffige Massnahmen. Die Umsetzungsvorlage der Regierung entspreche zwar nicht vollständig den Anforderungen der SP, sei aber grundsätzlich tauglich.
Auf wenig Gegenliebe stiess hingegen die Ehe-Initiative der EDU. Kantonsrätin Céline Widmer (Zürich) fand denn auch klare Worte: „Das Gesellschaftsbild der InitiantInnen ist im letzten Jahrhundert stehen geblieben!“ Die Initiative grenze all jene Menschen aus, die nicht ins konservative Beziehungsmodell passten. Am Ende fiel das NEIN der Delegierten sogar einstimmig aus.
Zwei Resolutionen zur Migrationspolitik
Zum Schluss war die Migrationspolitik Thema der Delegiertenversammlung. In einer ersten Resolution verlangt die SP den sofortigen Stopp der Bewegungsverbote, welche das kantonale Migrationsamt für abgewiesene Asylsuchende ausspricht. Ausserdem wird ein grosszügigerer Umgang mit Härtefallgesuchen verlangt, denn „Menschen, die seit Jahren hier leben und sich ein Leben hier aufgebaut haben, gehören zu uns.“
Eine zweite Resolution fordert die Rücknahme der angekündigten Praxisverschärfung für Asylsuchende aus Eritrea: „Eritreische Asylsuchende sind so lange als Flüchtlinge anzuerkennen, wie die Menschenrechtslage in Eritrea von der UNO und Menschenrechtsorganisationen als unhaltbar bezeichnet wird.“